Freitag, 31. August 2012

Na, wie läuft's denn so!?

Schon wieder ist eine Woche wie im Flug vergangen. Und was ist alles passiert? Eigentlich nicht allzu viel. Die ersten Termine beim Job Centre Plus waren recht entspannt und auch die Registrierung für die NINO (die nationale Versicherungsnummer) war kein Problem (nur das Telefonat war eine Herausforderung wegen der lauten Umgebung im Call Centre).
Um die freie Zeit, die uns bleibt, auch sinnvoll zu nutzen, haben wir unser Vorhaben, Sport zu betreiben in die Tat umgesetzt und laufen seit einer Woche nun fast täglich zum Strand. Natürlich ist die Möglichkeit, das Meer zu sehen und die frische, salzige Luft zu schnuppern ein besonderer Reiz und die perfekte Motivation! Die beste Ablenkung von jeglichen anderen Gedanken sind für mich die vielen knuffigen, verspielten Hunde, die täglich die Promenade und das Wasser in ihre Spielwiese verwandeln - ich könnte stundenlang dabei zusehen....




Besonders kitschig schön ist es natürlich abends wenn nach einem herrlich sonnigen Tag die Sonne schon tief steht und sich die letzten Strahlen im Wasser spiegeln und ein prächtiges Farbenspiel bieten. Ich weiss freilich, dass es mit solchen Tagen auch bald mal wieder zu Ende gehen kann, aber ich geniesse jeden einzelnen dieser Momente.





Freitag, 24. August 2012

ein bißchen Alltag

Heute ist es eine Woche her, daß der Flug von Wien über London uns nach Edinburgh gebracht hat. Der Start war ja etwas holprig, aber mittlerweile ist schon etwas Normalität eingekehrt. Noch ist zwar kein Tag wie der andere, aber ich fühle mich schon heimisch. Giuseppe ist ein toller Mitbewohner, sehr entspannt und wir nehmen Rücksicht auf die gegenseitige Privatsphäre und daß alle in Ruhe arbeiten, lernen oder lesen können und trotzdem jeder die Küche und das Wohnzimmer benutzen kann, wenn er / sie es möchte. Alles ganz harmonisch soweit.
Außerdem ist Giuseppe für mich ein echtes Vorbild in Punkto "was man schaffen will, das schafft man auch!": Ohne Englischkenntnisse aber mit viel Enthusiasmus und großem Willen hat er sich ein Leben hier erarbeitet und auch sein Lebensstil kennt keine halben Sachen - sowohl was das Thema Sport, Ernährung als auch Fernsehen angeht. "Was nicht gut ist für mich, das verbanne ich aus meinem Leben!"

Gestern abend waren wir gemeinsam in Cramond, das ist direkt am Meer und einen Spaziergang von gut 50 Minuten entfernt, auf ein, zwei Drinks in einem sehr alten Pub. Es war ein sehr schöner Abend und auch der zeitweise Regen konnte daran nichts ändern. Auf jeden Fall war es schön, Giuseppe noch ein bißchen näher kennengelernt zu haben! :)




Für Mittwoch, also meinen Geburtstag, hatte ich einen Ausflug nach Stonehaven und Dunnottar Castle geplant. Die Zugfahrt dorthin dauert ca. 2 Stunden und wir hatten durchwachsenes Wetter, typisch schottisch, mit Sonnenschein und Regen, vielen Regenbögen und ab und zu mal warm und dann mal wieder windig kühl. Man muß eben immer auf alles vorbereitet sein! ;)
Der gemütliche und wunderschöne Weg an den Klippen entlang bis zur Ruine von Dunnottar war leider wegen Hangrutsch-Arbeiten gesperrt und so mußten wir querfeldein gehen, was natürlich ein bißchen schade ist, weil die Hälfte der Freude eben genau am berauschenden Ausblick hängt. Aber das Picknick auf der Klippe, im Gras sitzend und mit Blick auf das Meer und Dunnottar entschädigte reichlich. Es ist immer wieder ein schönes Erlebnis, da zu sein.




Später, zurück in Stonehaven, genossen wir noch ein bißchen das Flanieren und Relaxen am Strand und beobachteten die vielen spielenden Hunde. Und wieder konnten wir Regenbögen sehen.







Auf dem Heimweg sprach mich ein Fahrgast aufgrund meiner Kapuzenweste an (PEACE, LOVE & HOPE) und erzählte mir eine aufregende Geschichte über George Blake, seinen Cousin, der Doppelagent war, Friedens- und Anti-Nazi-Aktivist, aus einem britischen Gefängnis ausbrach und 2007 von Putin mit einem Orden ausgezeichnet wurde. Das Ganze erinnerte mich sehr an einen John Le Carré-Roman! LOL

Übrigens sind wir seit kurzem auch Besitzer eines Bankkontos bei der BANK OF SCOTLAND, und das überraschenderweise ohne jegliche Kosten: zwei VISA Debitcards, Internet-Banking, Telebanking und alles andere, das zu einem Konto gehört ist gratis dabei und alles war ganz problemlos. Das Selbe gilt für unseren ersten Besuch beim Jobcentre Plus und unserem Antrag auf Zuteilung einer NINO (Nationale Versicherungsnummer). Immer waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Wir werden sehen, ob das auch so weiter geht.

Samstag, 18. August 2012

Der erste Tag

Angekommen in Edinburgh mit etwas Verspätung und nach kurzem Aufenthalt in London Heathrow, setzten wir uns gestern um ca.20:45h lokaler Zeit in ein geräumiges Taxi (mit Hilfe von gleich drei Taxlern vollgepackt) und fahren zu der von Giuseppe angegebenen Adresse und waren auch pünktlich zur vereinbarten Zeit da - bloß Giuseppe nicht!
Wir läuteten ein paar mal und dann mußte ich Mails verschicken, weil wir gestrandet schienen. Zum Glück antwortete Giuseppe gleich und ein super netter Nachbar ließ uns ins Haus. Es gab offenbar Probleme mit der Verständigung, denn Giuseppe hatte nicht erwartet, daß wir Freitag kommen. Tja, guter Start!? Egal! Ein bißchen warten war halb so schlimm und als er dann angerauscht kam und uns lächelnd begrüßte und half, die Koffer in den dritten Stock zu tragen, war alles vergessen.
Das Zimmer mit Doppelbett, riesigem Einbauschrank und eigenem Bad ist klasse und auch der Rest der Wohnung ist sehr schön. Es gibt kein TV-Gerät und ein Kühlschrank fehlt in der Küche, weil Giuseppe vegan ißt und nur frische Sachen ißt - das ist vorrübergehend verkraftbar.
Viel spannender war Giuseppe kennenzulernen: er ist 40, Italiener (das war schwierig zu erraten, oder?) und erst seit ein paar Monaten in Edinburgh. Sein Englisch ist ein wenig holprig, aber wenn man sich gegenüber steht, klappt es ganz gut und seine Geschichte ist wirklich interessant, denn er hat sein ganzes Leben total geändert: Ein eigenes Café in Modena hat er verkauft, ohne Fremdsprachenkenntnisse ist er nach London gegangen und hat in seinem Beruf als Konditor gejobbt, bis er im Fersehen ein Bild von Edinburgh gesehen hat und sich entschloß, herzuziehen. Hier arbeitet er in einer italienischen Bäckerei und hat sein Leben komplett auf vegane Ernährung mit biologischen Produkten ausgerichtet und wohl auch durch den exzessiven Sport, den er betreibt (radfahren und laufen) sehr viel abgenommen.
Giuseppe hat uns auch gleich Pasta mit Gemüse gekocht und das war köstlich und sehr, sehr entspannt. Ich kann mir wirklich vorstellen, hier ein bißchen länger zu bleiben, wenn das mit der eigenen Wohnung nicht gleich klappen sollte.

Donnerstag, 16. August 2012

morgen. echt jetzt!

Unglaublich: Morgen also geht der Flug! Die letzten Tage vergingen wirklich viel zu schnell, besonders nachdem die Arbeit in der alten Wohnung abgeschlossen war und wir uns ganz den letzten Vorbereitungen und auch den sozialen Kontakten widmen konnten.
Gestern war ein ganz besonderer Tag mit ganz besonderen Menschen und mit wirklich großartigem Essen und so viel Spaß wie nur geht. Ich werde diese Momente lange bei mir behalten, so viel ist sicher.....


Heute haben wir noch ein letztes Mal für einige Zeit Graz besucht, die Stadt, mit der ich mich am meisten verbunden fühle hier in Österreich (und auch deswegen hab ich mich besonders über die schwarze Baumwoll-Tasche gefreut, die Karina mir geschenkt hat). Der Abschied fiel natürlich schwer und momentan fühlt sich alles etwas unwirklich an, so als würden wir nur Urlaub machen und nicht ein neues Leben beginnen.
Ich weiß nicht, was uns wirklich erwarten wird mit Giuseppe in einer WG in Edinburgh. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis wir Arbeit finden und ich weiß nicht, wann wir in eine eigene Wohnung ziehen und unsere fertig gepackten 24 Kartons nachschicken lassen können. Das macht mir aber überraschenderweise keine Angst sondern es macht alles aufregend und unglaublich frei! Ich habe Vertrauen in die Welt und ich hab Vertrauen in Urs und mich - und das ist ein schönes Gefühl! :)

Montag, 6. August 2012

Was für ein Sonnentag!

Der gestrige Sonntag fing sehr, sehr früh an. Schon um 3:30 h morgens klingelte mein iPod (der Radiowecker ist bereits eingepackt), denn es ging ab nach Graz zu einem der größten Flohmärkte in der Steiermark. Urs hatte für das Wochenende seinen alten Firmenwagen organisiert, ein ziemlich großer Mercedes-Lieferwagen - der war dann auch ganz gut angefüllt mit einem Regal, das wir für einen Freund mitgenommen haben und ansonsten stapelweise Kisten mit altem Krempel, der auf den Verkauf wartete.
Der Flohmarkt ist eigentlich nicht wirklich meine Welt, schon gar nicht als "Standler", aber es war eine interessante, neue Erfahrung. Schon als wir um kurz nach 5 h dort ankamen, es war noch ziemlich dunkel, wurden wir von Menschen belagert, die nach Mobiltelefonen, Laptops und Schmuck fragten. Zumindest die meisten Handys haben wir gleich mal verkauft und auch sonst war allerhand Zeug schon weg, bevor wir überhaupt noch die Tische aufgebaut hatten.
Dann kam auch schon Karina mit ihrer Mum und es ging endlich los: Aufbauen, ausräumen und "matching". ;)
In meiner naiven Vorstellung vom Flohmarkthandel hatte ich Block und Stift mitgenommen und wollte alle Umsätze mitschreiben, was nicht mal annähernd möglich war, so schnell ging das alles. Am Ende habe ich also keinen genauen Überblick über den Erlös, weil ich auch das Wechselgeld vorher nicht gezählt hatte.

Tja, nach dem ersten Ansturm war dann erstmal einige Zeit gar nichts los und inzwischen war die Sonne auch gnadenlos geworden. Am liebsten hätte ich im Lieferwagen eine Runde geschlafen, so erledigt war ich zu diesem Zeitpunkt! Stattdessen fing unser Standnachbar, offensichtlich ein Pensionist, ein Gespräch mit mir an und ich ahnte langsam, in welche Richtung sich das entwickelte, nämlich in eine ziemlich xenophobe, rechtsextreme - also blockte ich ab und gab gelegentlich Konter. Ich krieg es einfach nicht in meinen Schädel, dass Menschen so sind: einerseits kommen viele Ausländer zu ihm und er grinst sie an, verkauft ihnen Sachen und im nächsten Moment schimpft er über Moslems, Juden und Asylanten.
Ich bin jedes Mal wieder entsetzt über solche Idioten und persönlich berührt von solcher vorgefertigten, KRONE-indoktrinierten Ignoranz und Arroganz.

Nachdem jedenfalls so um Mittag langsam viele ihre Stände wieder zusammenpackten und wir noch ziemlich viel nicht verkauft hatten, gingen wir in die Offensive. Mitnehmen wollten wir auf keinen Fall noch etwas, also beschlossen wir gemeinsam eine große SALE-Aktion: ab sofort verkauften wir jedes Teil für 30 Cent, mit Schildern und ganz professionell marktschreierisch, mit Mengenrabatt! Und siehe da, es wirkte. Plötzlich war wieder ordentlich was los an unserem Stand und unser unsympathischer Nachbar packte verärgert seine Sachen ein und verschwand (kein Verlust!).
Am Ende verkauften wir noch zwei Kartons an eine andere Flohmarkt-Verkäuferin um 1€ und hatten unser Ziel, alles loszuwerden damit erreicht und schätzungsweise 150€ eingenommen - kein schlechtes Fazit also!
Mal abgesehen davon, dass es auch ein echter Spaß war. :)

Ein unerwünschtes Souvenir hab ich allerdings davon behalten, nämlich einen ordentlichen Sonnenbrand an den Oberarmen und am Hals, weil ich natürlich auf Sonnenschutz vergessen hatte. Schlecht vorbereitet halt....

Mittwoch, 1. August 2012

Begrüßung


So! Mein Abenteuer hat noch nicht begonnen. Noch sitze ich hier im Chaos unserer alten Wohnung und versuche Herrin über all den über die Jahre angesammelten Kleinkram zu werden, der Stück für Stück abgetragen wird: verpackt in Versandkartons, verschenkt an Freunde und Familie, sortiert in Flohmarkt-Kisten und natürlich auch im Hausmüll entsorgt.
Heute ist mein letzter offizieller Tag bei H&M in Österreich (nach  fast 9 Jahren) - Zeitausgleich, gearbeitet hab ich zuletzt vor über einer Woche. Ab morgen bin ich dann arbeitslos, zum zweiten Mal in meinem Leben. Das fühlt sich etwas fremd an, aber während wir noch täglich mit allem Möglichen beschäftigt sind, werde ich wohl nicht allzuviel Zeit daran vergeuden, mir darüber Gedanken zu machen.
Was mir zu schaffen macht, ist daß ich nicht genügend Zeit haben werde, um alle Menschen noch einmal zu treffen, die ich gerne nochmal sehen würde, bevor es los geht. Immerhin ist noch komplett unklar, wann ich zum nächsten Mal wieder in Österreich sein werde nach dem 17. August. So ist das eben und wahrscheinlich gehört es zum Lernprozess dazu!

wie alles begann


Im Juni 2009 habe ich gemeinsam mit Urs, meinem damaligen Freund und langjährigen Lebensgefährten eine Reise nach Schottland unternommen, unter anderem, um in Edinburgh zu heiraten. Es war eine heimliche Hochzeit nur für uns zwei, gedacht als Alternative zu all den österreichischen Traditionen und unmöglichen Bräuchen, denen wir entgehen wollten, um sicherzustellen, daß dieser besondere Tag auch wirklich genau so sein würde, wie er UNS gefällt.
Es war eine wunderbare Reise mit weitreichenden Folgen, denn wir beide verliebten uns derart in Schottland, daß wir uns entschlossen, irgendwann mal hinzuziehen - und nun, drei Jahre später, setzen wir dieses Vorhaben in die Tat um! Trotz aller Vorbehalte und Ängste, trotz aller Gefahren des Scheiterns, trotz aller Entbehrungen. Aber WEGEN all der Möglichkeiten, sich zu entwickeln und neue Horizonte zu entdecken, wegen einer neuen Perspektive und wegen der Vorstellung, daß das Leben zu kurz ist, um Zweifeln zu großen Raum zu geben. Wegen einer Idee von Freiheit zum Neuanfang und wegen der Lust auf das Abenteuer!